Frühling pur
Kirschblüten - so weit das Auge reicht. Eine Wanderung durchs Eggener Tal im Markgräflerland zur Blütezeit, das ist jedes Jahr wieder Frühling pur.
Am besten entdecken wir diese herrliche Natur- und Kulturlandschaft im vom Durchgangsverkehr verschonten Tal am Fuße des Blauens auf einer gut halbtägigen Rundwanderung. Auf etwa zwölf Kilometern, die nur teilweise auf Wanderwegen des Schwarzwaldvereins verlaufen, genießen wir herrliche Ausblicke auf die grün-weiß gesprenkelte Landschaft mit den Dörfern Niedereggenen, Obereggenen und den Weiler Schallsingen. Wir halten Rast an zahlreichen Ruheplätzen und erfahren nebenher auf zahlreichen Info-Tafeln allerhand Wissenswertes über die Besonderheiten dieser lieblichen Gegend.
Der Doppelkirsche folgen
Los geht es die Wanderung - immer dem Zeichen mit der stilisierten Doppel-Kirsche folgend - bei der Evangelischen Kirche in Niedereggenen am südlichen Ortsrand. Natürlich ist der Einstieg auch an anderen Stellen möglich. Die Kirche ist eines der Markgräfler Kleinode und wegen ihrer wertvollen Fresken aus dem 15. Jahrhundert in Chor und Langhaus auf jeden Fall einen Besuch wert. Besonders schöne Fresken gibt es im Schirmgewölbe des Chorraums. Älteste Teile des Glockenturms sollen aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammen. Am Kirchenportal vorbei führt der Weg durch den Friedhof hinauf in die Weinberge mit ihren alten Reben. Die Trockenmauern am Freudenberg gehören zu einem der größten zusammenhängenden Trockenmauergebieten im Markgräflerland, wie auf den Infotafeln des auf unserem Wanderweg ebenfalls verlaufenden Trockenmauerpfads zu lesen ist. Kalksteinmauern gliedern die Weinbergterrassen am steilen Hang. Die Terrassen waren teilweise verbuscht und zugewachsen und wurden in mühevoller Arbeit wieder freigelegt und restauriert. Beim Rosenbänkle angekommen, präsentiert sich das blühende Tal in seiner ganzen Schönheit. Der Blick schweift über den kleinen Ort Niedereggenen nach Osten Richtung Obereggenen und Schallsingen bis hin zum 1164 Meter hohen Hausberg Blauen mit dem markanten Fernmeldeturm. Rechts vom Blauen grüßt Schloss Bürgeln, das spätklassizistische Kleinod mit Rokokodekor, das auf einem kleinen Plateau zu thronen scheint und auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Gottesanbeterin und Milchstern
An und in den Trockenmauern leben besonders wärmeliebende seltene Tiere wie die blaugrün schillernde Smaragdeidechse und die Gottesanbeterin, eine Fangheuschrecke aus dem Mittelmeerraum. Pflanzen wie der weiße und gelbe Milchstern mit den wachsartig umhüllten Blättchen haben ihre ganz eigene Strategie entwickelt, wie sie die große Hitze an den Kalksteinmauern aushalten. Zwischen den Rebzeilen wachsen die kleinen blauen Traubenhyazinthen und der weiß blühende Doldige Milchstern. Beim Steinenkreuzle bietet sich erneut eine beeindruckende Aussicht aufs gesamte Tal, das sich im Laufe der Jahrhunderte wegen seines milden und gemäßigten Klimas und des schweren Bodens zum Kirschenanbaugebiet entwickelt hat. Wer genau hinsieht, unterscheidet Streuobstwiesen mit locker verteilten blühenden Hochstammbäumen von den Obstanlagen aus der neueren Zeit. Die bestehen aus Nieder- oder Halbstammbäumen, die in Reihen gepflanzt wurden.
Markgräfler Kracher
Wichtigste alte Kirschsorte war die tiefschwarze Markgräfler Süßkirsche, die für Saft, Marmelade und als Tafelkirsche verwendet wurde. Sehr beliebt und bekannt ist auch der Markgräfler Kracher, dessen schwarze Haut bei Reinbeißen knackt. Heute bauen die Obstbauern im Eggener Tal andere Sorten an, nach wie vor produzieren sie Tafelobst und gehen die Kirschen für die Marmelade- und Saftindustrie: Seit den 1970er Jahren die Dollensepplerkirsche aus der Ortenau, ihr Vorteil ist die sehr einheitliche Fruchtreife, eine der Voraussetzungen für die maschinelle Ernte. Als Tafelobst eignen sich besonders die Sorten Braune Kracher mit ihren großen dunkelroten Früchten, die gut haltbar ist, und die Sorten Regina und Karina. Wer die Kirschen allerdings probieren möchte, der muss im Juni oder Juli kommen, dann sind sie reif. Mehr als 1000 Tonnen Kirschen werden jedes Jahr im Eggener Tal geerntet.
Der schönste Ausblick
Unser Weg führt nun oberhalb von Obereggenen Richtung Schallsingen. Beim kleinen Weiler Schallsingen ist der Umkehrpunkt der Wanderung, die nunmehr auf der anderen Talseite verläuft. Durch Wiesen und Obstplantagen geht es kurz vor dem Erreichen des Ortseingangs von Obereggenen über eine kleine Straße und schließlich auf breitem Wirtschaftsweg - immer dem Holzschild „Kandern“ folgend - stetig bergauf. Nach einer Haarnadelkurve verlassen wir den asphaltierten Weg und laufen auf ebenem Weg durch die blühenden Obstwiesen. Vorbei am Mannebrünnele, in dem in heißen Sommern der Obstwein gekühlt wurde, geht es zum Hagschutz, einem markanten Bergrücken oberhalb von Niedereggenen. Wir verlassen unseren Wanderweg und steigen den kurzen Weg auf den ziemlich ebenen Berg hinauf. Hier haben die Menschen der Jungsteinzeit einst gesiedelt, ebenso wohl die Kelten. Nach Ansicht vieler Niedereggener soll sich vom Hagschutz aus der allerschönste Ausblick im Markgräflerland auf das Tal und den angrenzenden Schwarzwald bieten. Auf den Magerwiesen wachsen Orchideen wie das Helmknabenkraut und das Kleine Knabenkraut sowie die pinkfarbene Karthäusernelke. Der Wald besteht aus wärmeliebenden Arten wie Espe, Schwarzdorn, Sommerlinde und Traubeneiche. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Am Waldrand entlang führt der Rundweg hinunter ins Dorf und zur Kirche. Nach dieser Talumrundung haben wir uns eine Einkehr verdient. Ein besonderer Tipp ist das Gasthaus Ochsen im nahegelegenen Feldberg, ein typischer Markgräfler Landgasthof mit großem Innenhof und idyllischem Außenbereich.