Gabriele Hennicke

freie Journalistin · Textbüro
· Öffentlichkeitsarbeit & PR

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Sanfte Kosmetik aus dem Kuhstall - Naturkosmetik aus Molke

Aus einen Liter Milch gewinnt man 100 Gramm Käse, der große Rest ist Molke. Zum Wegschütten viel zu schade, dachte sich Landwirt Martin Braun aus Hinterzarten im Schwarzwald und entwickelte daraus eine eigene Kosmetiklinie.

Eine seiner verrückten Ideen

Martin Braun rührt mit einer Art riesigem Schneebesen im großen Kupferkessel. Seit etwa 45 Minuten schreibt er bedächtig Achter in die Molke-Käsemasse im Kessel. Die Milch, die er alle zwei Tage zu Käse verarbeitet, hat bereits mehrere Arbeitsschritte im Käsereiprozess hinter sich. Eine angenehme Ruhe herrscht in der blitzblanken Käseküche im Ospelehof, einem großen Bauernhof in Hinterzarten im Hochschwarzwald. „Das Rühren ist wirklich ein meditativer Vorgang, das könnte man für Manager zum Runterkommen anbieten“, sagt Martin Braun. Und da ist wieder eine. Eine seiner zunächst verrückt erscheinenden Ideen, die zu einem neuen Standbein seines landwirtschaftlichen Betriebes führten.

Zum Wegschütten viel zu schade

So entstand auch die Ospelehof Schwarzwald Naturkosmetik. Naturkosmetik aus Frischmolke, die beim Käsen anfällt. Eine Kundin des Bauernladens hatte Martin Braun beim Käsekauf erzählt, dass sie ihre Kosmetik selbst aus Molke herstellt. Der 49-Jährige fing sofort Feuer. „Ich wusste schon damals, dass Molke supergut für die Haut ist, denn meine Frau und ich machen seit Jahren Molkebäder“, erzählt er. „Ich dachte mir, wenn sie das kann, kann ich das auch. Ich besorgte mir Rezepte aus einem Buch und fing sofort an zu experimentieren“. Schnell wurde dem umtriebigen Landwirt klar, dass er professionelle Hilfe braucht. Ein Fachmann aus Düsseldorf entwickelte mit ihm gemeinsam die Rezeptur für die erste Creme und für eine Körperlotion. Das war 2006. Inzwischen produziert er bereits sieben verschiedene Produkte, von der Tages- und Nachtcreme über ein Körperpeeling und eine Gesichtsmaske bis zur Handcreme.

Nach etwa 50 Minuten ist die Rührphase im Käsekessel für heute beendet. Martin Braun zerreibt die weißen Käse-Bruchkörner zwischen den Fingern. Halten sie gut zusammen, wenn man sie wie einen Schneeball zusammendrückt, geht es in die nächste Phase. Jetzt muss es schnell gehen: Die Käsemasse sinkt auf den Kesselboden, die überschüssige Molke wird abgepumpt. Die fünf Liter Molke, die Braun nachher weiter zu Handcreme verarbeiten wird, hat er bereits vor der Rührphase abgeschöpft und beiseite gestellt.

Mit dem Käsetuch fängt der Käser den Käsebruch am Kesselboden ein, lässt die restliche Molke abtropfen und presst die Frischkäsemasse in die Käseformen. Jeweils ein schweres Gewicht obendrauf, dann ruht der Käse, bis er am Abend für drei Tage in ein Salzbad kommt. Aus dem Käser wird nun der Kosmetikfachmann. In der Kosmetikküche holt Martin Braun das Rezept für Handcreme aus dem Ordner und legt es auf den Metalltisch. Zur Frischmolke gibt er Glyzerin und erhitzt die Masse langsam in einem Eimer auf 75 Grad.

Man muss ganz genau wiegen

In einem zweiten Metalleimer mischt Braun die übrigen Zutaten. „Das ist wie beim Backen, allerdings muss man ganz genau wiegen, da geht nichts nach Gefühl“, sagt er lachend und fügt Wachs, Jojobaöl, Sheabutter, Bienenwachs, einen Emulgator und Parfümstoffe zur Konservierung hinzu. Die Zutaten stehen in großen Behältern und Kanistern im Regal. Die Bestandteile sind alle für Naturkosmetik zugelassen. Martin Braun hofft, irgendwann nur noch Naturstoffe verwenden zu können. Bislang geht das noch nicht, weil die Konservierung der kosmetischen Produkte sehr schwierig ist. „Ich bleibe dran“, verspricht er und wer ihn kennt, zweifelt daran nicht. „So, jetzt ist alles beisammen. Nun wird auch diese Masse auf 75 Grad erhitzt.“ Das dauert. Zeit für eine Tasse Kaffee und zum Reinigen des Käsekessels.

"Die Kosmetik ist mein Baby"

Warum eigentlich der Mann im Haus die Kosmetik herstellt, die doch meist von Frauen benutzt wird, frage ich Martin und Jutta Braun beim Kaffeetrinken. „Weil die Kosmetik mein Baby ist“, sagt Martin Braun sofort, „ das war meine Idee, da hab ich mich reingehängt“. Außerdem passen die Arbeitsabläufe gut mit denen der Käserei zusammen und erfordern beim Herumwuchten der Zutaten Einiges an Körperkraft. „Weil er ruhiger ist, ich bin nicht so die Geduldige“, meint Jutta Braun, „ich helfe dann beim Abfüllen und ich verkaufe die Kosmetik in unserem Bauernladen.“ Das Ehepaar hat eine klare geregelte Arbeitsteilung entwickelt. Juttas Ressort sind Hofladen, Hühnerstall und die Ferienwohnungen. Martin ist für Käserei, Kosmetik, Bauernhof-Führungen und die schottischen Highland-Rinder zuständig. Die Rinder mit den mächtigen Hörnern und dem zotteligen Pony leben ganzjährig im Freien und liefern ein qualitativ sehr hochwertiges Fleisch, das Jutta Braun im Hofladen ebenfalls verkauft. Die Racletteabende im Winterhalbjahr, die sie auf Anmeldung für Gruppen anbieten, bewältigen die Brauns gemeinsam.

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